HyperWave

HyperWave, ursprünglich Hyper-G genannt, wurde Anfang der 90er Jahre am Institut für Informationsverarbeitung und computergestützte neue Medien (IICM) in Graz, Österreich entwickelt. Es war wie das World-Wide-Web-Projekt, das zur gleichen Zeit am CERN in der Schweiz entstand, als multimediales Hypertextsystem im Internet konzipiert. Obwohl sich das WWW-Projekt bekanntlich durchgesetzt hat, war und ist HyperWave das wesentlich fortschrittlichere System, das viele Probleme, die das Web heute plagen, von Anfang an vermieden hat.
- HyperWave unterteilt den Informationsraum in sogenannte Kollektionen von inhaltlich verwandten und zusammengehörenden Dokumenten. Die Kollektionen sind durch eine hierarchische Hyperlinkstruktur miteinander verbunden. Innerhalb der Kollektionen sind auch assoziative Hyperlinks zulässig, wodurch komplexe, objektorientierte Dokumentenräume gebildet werden können.
- Hyperlinks können bi-und multidirektional sein. Ein Link kann auf mehrere Dokumente verweisen. Im Zieldokument kann festgestellt werden, aus welchen Dokumenten darauf verwiesen wird.
- Hyperlinks werden getrennt vom Dokument gespeichert und verwaltet. Sie sind dadurch relativ leicht zu warten. Gebrochene Links, eines der großen Probleme des WWW, sind dadurch leichter vermeidbar.
- Alle Dokumente, Links etc. werden in einer objektorientierten Datenbank gespeichert. Wird ein Dokument oder ein ganzer Verzeichnisbaum verschoben, bleiben die Hyperlinks trotzdem intakt.
- Dokumente können mit abgestuften Lese-und Schreibrechten versehen werden. Es gibt eine Versionskontrolle und Ein-und Auscheckmöglichkeiten. Daurch kann der Server als Workgroupsystem genutzt werden.
- Der Nutzer kann eigene Preferenzen erzeugen wie z.B. spezialisierte Suchanfragen.
- Von Anfang an wurde besonderer Wert auf die Navigationsfähigkeiten gelegt. Sowohl 3D-Visualisierungen ähnlich dem File System Navigator von SGI als auch Text-basierte Übersichtsdarstellungen sind implementiert.
- Mehrsprachige Versionen sind problemlos möglich.
- Verschiedenste Dokumentformate können integriert werden. Hyperlinks können z.B: auch in Filmen und PDF-Dateien integriert werden.
- Alle Dokumente können mit Anmerkungen versehen werden, die nur für bestimmte Nutzer sichtbar sind.
- Eine Suchmaschine ist integriert. Die eingebaute Datenbank kann durch leistungsfähige Standard-Datenbanken ergänzt bzw. erstetzt werden.
HyperWave hatte allerdings auch einige Nachteile. Es war aufgrund seiner Fähigkeiten im Vergleich zum WWW kompliziert und aufwendig in der Einrichtung und Wartung und lief zuerst nur auf teuren Workstations. Außerdem wurde der Source-Code nie freigegeben, so daß keine vom IICM unabhängige Weiterentwicklung stattfinden konnte. Die technische Offenheit des WWW hat dagegen viel zu dessen Erfolg beigetragen. HyperWave wird inzwischen als Content Managment System für die Intranets mittlerer und vor allem großer Firmen vermarktet.
Die HyperWave-Homepage: http://www.iicm.edu/hw_mm